Was haben Wiener Neustadt und Weitra gemeinsam? Außer einiger mittelalterlicher Gebäude nicht so viel, aber: Beide Städte haben ein Impfwochenende hinter sich. Während Wiener Neustadt, immerhin zweitgrößte Stadt Niederösterreichs, eine riesige Verwaltungsmaschinerie für die Organisation eines Impfwochenendes zur Verfügung steht, stellte in Weitra eine einfache Hausärztin mit einer Gruppe Ehrenamtlicher und der Unterstützung des Bürgermeisters, Patrick Layr, einen Impf-Event auf die Beine.  (Siehe auch: Jammern hilft nicht – Handeln ist angesagt)

Vergleich macht sicher

In Zeiten von Olympia sei ein Vergleich gestattet: Wiener Neustadt zählt 46.460 Einwohner. Die Braustadt Weitra etwa 2.630 Einwohner, also knapp 18 Mal weniger als die „große Schwester“ im Süden Niederösterreichs.

In der von der öffentlichen Hand organisierten Impfstraße in der Arena Nova holten sich 660 Personen die Corona-Schutzimpfung. Darüber zeigte sich Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger sichtlich enttäuscht (Siehe ORF-BERICHT ). Immerhin wurden sogar mehr als 12.000 unter 30-Jährige persönlich eingeladen. Überzeugen konnte man sie anscheinend nicht.

In die kleine von Hausärztin Karoline Tauchmann organisierte Impfstation im Weitraer Rathaus kamen 109 Personen. Sie ließen sich mit dem Impfstoff Johnson & Johnson immunisieren. Dafür reicht ein einziger Stich.

Fazit: die Bezirksstadt Wiener Neustadt, einwohnermäßig 18 Mal größer als Weitra, konnte in absoluten Zahlen nur sechsmal mehr Menschen zur Impfung motivieren als die Waldviertler Hausärztin Dr. Karoline Tauchmann und ihr Team. Im Vergleich der Relationen hätten es in Wiener Neustadt zumindest über 1.962 sein können.

Lasst endlich die Hausärzte ran!

Die Bemühungen der Wiener Neustädter Nomenklatura soll in keiner Weise in den Schatten gestellt werden, dort ist man ehrlich bemüht. Aber vielleicht sollte die hohe Politik einmal darüber nachdenken, ob man nicht doch endlich die Hausärzte intensiv einbindet, wenn es ums Impfen geht!

Nicht nur, dass in Summe betrachtet, Niederösterreichs Hausärzte beim Impfen mehr weitergebracht haben, als all die großen, öffentlich und mit viel Trara organisierten Impfstraßen – sie kommen auch besser und niederschwelliger an die Menschen heran und können sich eingehender mit ganz persönlicher Beratung beschäftigen. (siehe auch Beispiele wie: Impfstraße in St. Valentin, Ein Jauckerl in der Moschee, Ärztinnen organisieren betriebliche Impfungen)

Wenn private Initiativen von Hausärzten so erfolgreich sein können, sollten Niederösterreichs Verantwortungsträger endlich einmal die Impfstoffzuteilung an die niedergelassenen Ärzte optimieren. Der Zugang der Hausärzte zur individuellen Bestellung sollte rasch umfassend in die Gänge kommen und Ordinationen nicht ständig hinsichtlich Mengenvergabe bevormundet oder von der Zuteilung ausgeschlossen werden.

(wp/AUG.2021)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.