Es wirkt wie ein frommer Wunsch, den Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein jüngst im Interview mit dem Autor dieser Zeilen äußert: Als er mit der Feststellung konfrontiert wird, wonach Niederösterreichs Hausärzte bislang zu wenig oder nur eingeschränkt Zugang zu allen Covid-Impfstoffen hätten, meinte er, „Ich finde auch, Hausärzte sollten genügend Impfstoff haben!“

Länder entscheiden über Verteilung

Als Minister könne er das nicht verfügen, da „Art und Weise der Verteilung der Impfstoffe Ländersache“ sei. Die Vakzine würden „nach einem genau definierten Bevölkerungsschlüssel an die einzelnen Bundesländer vergeben und über die jeweiligen Impfkoordinatoren verteilt“. Denn: „Jedes Bundesland entscheidet selbst, wie es vorgeht und wie verimpft wird“, so der Bundespolitiker aus Wien. Salzburg nennt Mückstein als Beispiel, wo die Impfung großteils über die Hausärzte erfolgt(e). Warum es Niederösterreich anders organisiert habe, „müssen S‘ dort nachfragen“, empfiehlt er trocken.

Hausarzt logischer Ansprechpartner

Niederösterreichs Impfkoordinatoren (Notruf NÖ) setzten bekanntlich auf öffentliche Impfstrassen und nur eine kleinere Zahl der niedergelassenen Ärzteschaft, die impfen durften. Etwas mehr als 200 Ordinationen wurden mit Impfstoff bedacht. Der Rest der impfbereiten Ärzte, über 600, und deren Patienten schauten durch die Finger. Dabei waren gerade die Hausärzte die ersten Ansprechpartner der impfwilligen Menschen im Land. Immerhin sind sie Vertrauenspersonen, kennen ihre Patienten und deren gesundheitliche Situation. Zudem sind sie wohnortnah und unkompliziert erreichbar. Patienten, die den Arzt/die Ärztin ihres Vertrauens kontaktierten, waren enttäuscht oder verärgert, wenn es keinen Impfstoff gab oder an den niederösterreichischen Impfkoordinator verwiesen werden mussten.

Mückstein sieht keine Ungleichbehandlung

Dass die Impfstoff-Verteilung in Niederösterreich nicht nur von vielen Ärzten als intransparent erachtet wurde, und dass Impfstrassen und große Primärversorgungseinrichtungen (PVE) von den NÖ-Impfkoordinatoren bevorzugt worden wären, könne er „sich nicht vorstellen“, so Mückstein beim Interview in St. Pölten. Im „zivilen“ Leben ist Mückstein übrigens Arzt und einer der ersten PVE-Betreiber in Österreich, nämlich in Wien Mariahilf.

Lob für niederschwellige Aktionen

Lobend äußert sich der Minister über Eigeninitiativen von praktischen Ärzten, die außertourliche, niederschwellige Impfangebote wie lokale Impfstrassen organisieren. Oder, wie der Bad Vöslauer Hausarzt Max Wudy, der regelmäßig in einer Moschee impft, um auch schwer erreichbare Klientel zu immunisieren (siehe Artikel hier) und unkontrollierbare Cluster hintanzuhalten. „Das halte ich für eine gute Idee“, so der Grün-Politiker.

Neue Strategie: Nur mehr Hausärzte sollen impfen

Dem Hinweis, wonach etliche aus der Ärzteschaft gerne ähnliche Aktionen geplant hätten, dies mangels ausreichender und verlässlicher Zuteilung von Impfstoff durch die Impfkoordinatoren jedoch nicht durchführen konnten, kontert der Minister mit einem Vergleich: „ … wenn Sie zum Bäcker gehen und eine Wurschtsemmel kaufen wollen und keine bekommen (weil es keine mehr gibt, Anm.) … Verstehen Sie, das kann ich nicht beeinflussen.“

Es sei eben zeitweise zu wenig Impfstoff vorhanden gewesen. Dies werde sich nun ändern, verspricht Mückstein, denn: „Die Strategie ist, dass verstärkt im niedergelassenen Bereich geimpft wird, und dass dies mittelfristig sowieso von den Hausärzten übernommen wird. Drum glaube ich, dass es klug ist, dass man den Hausärzten genügend Impfstoff zur Verfügung stellt, damit sie das etablieren.“ Und wiederholt wörtlich: „Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich haben möchte, dass die Hausärzte genug Impfstoff bekommen“.

(wp/AUG. 2021 – Meinungen, Wünsche, Anregungen an: we_pe@gmx.at)

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Zur Person: Wolfgang Mückstein wurde am 5. Juli 1974 in Wien geboren. Er studierte Medizin in Wien und war 12 Jahre Funktionär der Österreichischen Ärztekammer. Seit 19. April 2021, nachdem Rudolf Anschober gesundheitsbedingt zurücktrat, ist Mückstein Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Weitere Info.

Minister Mückstein in St. Pölten. Foto: W. Pelz

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