Für Insider war es nicht ganz überraschend, dass Gudula Walterskirchen – in ihrer Funktion als Herausgeberin der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) – seit längerem nicht unumstritten war und ihre Ablöse bevorstand. 

Vor allem mit ihrem Zweifel an der Covid-Impfung irritierte sie Leserschaft und Fachwelt. So sah sich auch der Obmann von Hausarzt:konkret, Max Wudy, genötigt, Walterskirchens Kommentar in der NÖN, „Ein Weg in die Sackgasse„, mit wissenschaftlicher Expertise detailreich zu widersprechen. Siehe Wudys Ausführungen hier.

Herausgeberin stieß auf massiven Widerstand

Walterskirchen, sie schreibt nebenbei regelmäßig in der Zeitung „Die Presse“, hatte sich zudem in unterschiedlichen TV-Medien mit ihrer Kritik an Covid-Maßnahmen bzw. in Berufung auf unwissenschaftliche Quellen, stark exponiert. So krachte sie zuletzt bei Corinna Milborn auf Puls4 in der Sendung Pro und Contra mit Österreichs Ärztekammerchef Thomas Szekeres zusammen. Das hatte ein weiteres Mal die politische Kreise auf den Plan gerufen, die gegenüber den Eigentümern der NÖN (katholische Kirche und Raiffeisen) zumindest Unmut und Verstimmung geäußert haben sollen. Manche sprechen sogar von politischer Intervention gegen die unliebsam gewordene Medienmanagerin. Offiziell werden die genannten Ablösegründe seitens der NÖN allerdings nicht bestätigt.

Gefährliche Aussagen im Kampf gegen Pandemie

Walterskirchens Sturz hat erwartungsgemäß heftige Reaktionen bei Impfskeptikern, vor allem in sozialen Medien ausgelöst. Kritiker sehen darin auch einen Einschnitt der Presse- und Meinungsfreiheit. Aus der oppositionellen FP-Zentrale hieß es nach Walterskirchens Ablöse gar, „die NÖN buckle servil vor der ÖVP“. Aus vielen Bereichen der Ärzteschaft heißt es hingegen sinngemäß, Walterskirchens „irreführende Ausführungen“ wären kontraproduktiv im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie und daher gefährlich.

Wudy: Falsche Interpretationen

Hausarzt Max Wudy warf Walterskirchen vor, dass aufgrund ihres Artikels Patienten den zweiten, wichtigen Impftermin abgesagt hätten. In einem Brief an die damalige Herausgeberin der NÖN schrieb der Mediziner: „Die von Ihnen zitierten Zahlen, die am 8. Juni von Public Health veröffentlicht wurden, verführen leider allzu leicht zu falschen Interpretationen. (…) Ihr Artikel wird bereits von militanten Impfgegnern auf Facebook und anderen ’sozialen Medien‘ fleißig geteilt.“ Siehe Wudys Ausführungen hier.

„Tödlicher Unterschied“

In Hinblick auf Walterskirchens Spekulationen meinte der Obmann von Hausarzt:konkret: „Der Unterschied zwischen Anekdote und Evidenz mag in vielen Berufsgruppen nebensächlich sein, in meinem Beruf (als Arzt) ist dieser Unterschied häufig tödlich. Ich ersuche Sie daher im Sinne von Public Health, Ihre Aussagen nach Möglichkeiten zu aktualisieren“.

Starke NÖN-Chefredaktion

Eine Aktualisierung von Walterskirchens Information blieb zwar aus, allerdings muss man fairerweise erwähnen, dass Walterskirchen trotz kolportierten innerredaktionellen Diskussionen um die Blattlinie in Sachen Corona, wissenschaftlich basierende Covid-Berichterstattung sowie Berichte zu Impfkampagne und Maßnahmen gegen Corona ermöglichte und nicht verhinderte. Dies sei, so Insider, nicht zuletzt auch auf eine starke Chefredaktion und tradionell eigenständige Lokalredaktionen im Niederösterreichischen Medienhaus zurückzuführen.

Zur Person:

Gudula Walterskirchen: Ende Mai 2017 wurde Walterskirchen (eine gebürtige St. Pöltnerin und geborene Schrittwieser) von der Generalversammlung des Katholischen Pressvereins St. Pölten zur Obfrau und damit Herausgeberin der Niederösterreichischen Nachrichten und der Burgenländischen Volkszeitung (BVZ) bestimmt. Die promovierte Historikerin folgte in diesem Amt dem verstorbenen Bischofsvikar Prälaten Franz Schrittwieser (1940–2017) nach und war damit seit Jahrzehnten die erste nichtgeistliche Person und erste Frau, die die Herausgeberschaft der NÖN wahrnahm. (Quelle: Wikipedia)

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Der Kurier, der Walterskirchens Ablöse am 1. Oktober als erstes Medium publizierte (siehe Artikel), beschäftigt mit dem für Niederösterreich zuständigen Redakteur, Martin Gebhart, einen in der NÖN und gerade in VP-Kreisen sehr gut vernetzten Journalisten. Denn Gebhart war selbst lange Jahre für die NÖN tätig. Er wurde nach Auffassungsunterschieden mit Walterskirchen im August 2017 nach 33-jähriger Tätigkeit seiner Funktion als alleiniger Chefredakteur der NÖN enthoben. Letztgenannte Funktion hatte er erst seit 2016 ausgeführt. Nun ist Gebhart seit 6. Jänner 2018 beim Kurier. Siehe: Kurier holt abgesetzten „NÖN“-Chefredakteur Gebhart als Niederösterreich-Chef

(wp/Oktober 2021)

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Foto: Screenshot KURIER

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