Die Probleme im Kassenbereich sind vielschichtig: „Will man sich als Arzt im niedergelassenen Bereich selbständig machen, hat man mit hohen Investitionskosten zu rechnen“, meint Chirurg Dr. Franz Svehla. Diese Kosten seien in den letzten zwei Jahren explodiert. Dazu kommen noch die Aufwendungen für Spitzenpersonal, das sich schon längst nicht mehr mit Kollektivvertragsbedingungen halten lässt. Verkürzt gesagt, die Vorhalteleistung medizinischer Versorgung wird auch im niedergelassenen Bereich immer kostspieliger. Es sei daher verständlich, warum immer mehr Niedergelassene das Wahlarztdasein bevorzugen. 

Minutenmedizin als unliebsame Folge

Kreditfinanziert gehe man meist mit einer großen Belastung in die Selbstständigkeit und sei gleichzeitig an die Honorare des Gesamtvertrages gebunden, so Svehla. Dies rechnet sich nur, wenn Leistungen verrechnet werden können, die den Kosten entsprechen. Bei den Mangelfächern wie etwa Kinderheilkunde ist dies schon länger nicht der Fall. Darum werde die Problematik hier früher sichtbar.

Dieses Spannungsfeld bietet sogenannter und wenig ersprießlicher Minutenmedizin viel Raum, ist man sich in weiten Teilen der Ärzteschaft einig.

Polemik löst keine Probleme

„Unsere Partner in den Gesundheitskassen können diese Tatsache nicht ausblenden, indem sie zynisch in der Öffentlichkeit Umsatz mit Gewinn einer Ordination gleichsetzen. Mit Polemik löst man keine Versorgungsprobleme im Kassenbereich“, meint Svehla und spricht wohl vielen „Niedergelassenen“ aus der Seele.

Faire Honorare!

„Unsere Wahlgemeinschaft steht für faire Honorare für qualitativ hochwertige Leistung, gewinnorientierte Selbstoptimierung steht nicht auf unserer Agenda“, formuliert der Chirurg einen wichtigen Grundsatz für die Ärztekammerwahl.

Bürokratieabbau unabdingbar!

Dazu komme die „wirklich überbordende Bürokratie mit Bewilligungszwängen und zum Teil sinnentleerte Leistungs-Deckelungen und auch Rechtsunsicherheiten in wichtigen Bereichen.“

Etwa auch „die steuerliche Behandlung von Honoraren für VertretungsärztInnen, Kompetenzen für OrdinationsassistentInnen und vieles mehr. Hier sind noch klarere gesetzliche Regelungen vonnöten“, zählt Facharzt Svehla auf.

Task-Force aus Experten nötig

Um die Probleme in der Kassenmedizin zu lösen, bedarf es einer Task-Force mit Vertretern von Kassen, Land und ÄrztInnen. Besonders seien hier „die Kassen“ am Zug, um ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen.

 Ärzte zu Statisten degradiert

„Wir stehen für eine sachliche, lösungs- und PatientInnen orientierte Gesundheitspolitik zur Verfügung, obwohl wir in den entscheidenden Gremien sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene gesetzlich quasi Statistenrollen zugeordnet bekommen haben“, so Svehla, der in Krems seit 1994 eine chirurgische Ordination mit zwei weiteren Fachärztinnen betreibt.

„Wahlärzte sind keine Rosinenpicker“

„Mich wundert es nicht, wenn immer weniger Ärzte und Ärztinnen Kassenverträge wollen. Die Flucht in das Dasein als Wahlarzt ist verständlich.“ Denn, so Svehla, „Wahlärzte sind keine Rosinenpicker, wie sie von manchen Playern in der Gesundheitspolitik genannt werden, sondern sie entscheiden sich für eine Versorgung der Patienten und Patientinnen mit weit weniger Bürokratie, ohne sich für ihre solide Arbeit am Patienten vor ChefärztInnen rechtfertigen zu müssen.“ ZUdem ohne Leistungskontrollen mit PatientInnenbefragung. Es sei auch ein Unterschied in der Vorhalteleistung einer Ordination, ob man für 30 oder 130 PatientInnen am Tag planen müsse. Somit ist auch der finanzielle Druck für Wahlärzte geringer.“

Wahlärzte wichtige Säule

Die WahlärztInnen sind heute eine nicht mehr wegzudenkende Größe in der ambulanten Versorgung in NÖ. Sie leisten hervorragende Arbeit mit allen Risiken, besonders jene die die Sicherheit einer Spitalsanstellung aufgegeben haben.

Erfahrung statt mit dem Kopf durch die Wand

Warum er sich engagiere? „Weil ich glaube, dass es in der Kurie Stimmen der Vernunft und Erfahrung braucht.“ Mit dem Kopf durch die Wand, mit Argumenten der geschönten Realitäten kommt man bei Verhandlungspartnern nicht weiter.

Zudem sei ihm Erhalt und Sicherung des Wohlfahrtsfonds (WFF) wichtig. „Hätte die WFF-Führung in den letzten 15 Jahren nicht vorausblickend agiert, wäre es mit den ärztlichen Pensionen im Jahre 2032 vorbei gewesen. Jetzt ist der Fonds Gott sei Dank wieder gut unterwegs und gehört geschützt!

(wp/25MAR2022)

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