NEUERTITEL 2 x

Wudy: Zusammenarbeit auf Augenhöhe!

 Die Ärztekammerwahlen gehen am 2. April auch in Niederösterreich über die Bühne. Listen mit unterschiedlichen Ausrichtungen treten zur Wahl an. Darunter erfahrene Kammervertreter und Kandidaten, die für sie unbekanntes Neuland betreten.  Der Intensiv-Wahlkampf ist kurz. Manche Kandidaten zeichnen sich durch besonders untergriffige Aggressivität und persönliche Angriffe auf Kollegen in der Ärzteschaft aus. Andere agieren besonnen, im Wissen, dass verbrannte Erde in einer Berufssparte in der Kooperation besser als destruktive Konfrontation ist, kein gutes Mittel zur Wahl ist. 

Max Wudy von Hausarzt:konkret kandidiert für die Wahlplattform (Die Niedergelassenen/ARGUS/IGMED/Hausarzt:konkret). Er ist einer, der viel Erfahrung im Gesundheitswesen mitbringt. Als Allgemeinmediziner in Niederösterreich mit langjähriger Praxis als auch als stellvertretender Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Er schwimmt in der Ärztekammer gern gegen den Strom, steht manchen Entscheidungen durchaus kritisch gegenüber. Dennoch setzt er auf Kooperation, wie er im Interview sagt. Im Miteinander seien Respekt und Wertschätzung nötig um gemeinsam etwas zu erreichen. Von der Politik verlangt er Verhandlungen auf Augenhöhe. Denn die Friss-Vogel-oder-stirb-Mentalität werde nicht mehr akzeptiert. 

Herr Doktor Wudy, Sie kandidieren nach zwei Perioden nochmals für die Ärztevertretung? Warum tun Sie sich das an?

Wudy: Weil es gilt, begonnene Projekte zum Wohle von Ärzteschaft und Patienten umzusetzen und neue zu initiieren. Vieles wurde und wird von unterschiedlichen Entscheidungsträgern in Gesundheitsverwaltung und Politik blockiert. Für Überzeugungsarbeit braucht man seitens einer Interessensvertretung aber einen langen Atem und Zeit. Manche Argumente müssen erst sickern. Manchmal ist das mühsam, es geht vielen zu langsam. Da braucht es oft viel Geduld!

Hätte man seitens der Ärztekammer härter auftreten sollen, um Interessen der Medizin umzusetzen?

Wudy: Manchmal vielleicht. Aber wer glaubt, mit dem Kopf durch die Wand rauschen zu müssen, der wird sich eine gehörige Gehirnerschütterung einhandeln. Diplomatie benötigt oft viel Zeit und Erfahrung. Dazu gehört auch Durchhaltevermögen. Mit Radikalität beeindruckt man vielleicht Hitzköpfe, erzeugt aber bei Verhandlungspartnern nur Widerstand und Unmut. Im Kleinen, wie im Großen. Wozu Brutalität führt, sehen wir immer wieder im Kleinen wie im Großen. Derzeit sehr eindrücklich und beklemmend auf der Weltbühne.

Scharfmacher, die respektlos, aggressiv und untergriffig agieren, soll es auch in wahlwerbenden Gruppen für die Ärztekammer geben. „Diese lauten, unsympathischen Wichtigtuer nerven“, hört man sinngemäß von vielen aus der Ärzteschaft.

Wudy: Mit dem Holzhammer und Halbwahrheiten oder Lügen die Interessen der Ärzteschaft zu vertreten, führt zu keinem Erfolg, sondern bringt höchstens die Öffentlichkeit gegen unseren Berufsstand auf. Das schadet unserem Image.

Erstmals tritt auch eine impfkritische Gruppe zur Ärztekammerwahl in NÖ an. Wurde auf Gegenströmungen in der Ärzteschaft hinsichtlich Impfung zu wenig geachtet, woraus nun eine Protestbewegung erstand?

Wudy: Grundsätzlich gelten in der Medizin Wissenschaft und evidenzbasiertes Arbeiten. Wer das in Zweifel zieht, agiert wider die Vernunft. Aber ich verstehe die Sorgen vieler Kollegen, die an Politik und Gesundheitsbehörden verzweifeln. Gerade was den Umgang mit der Pandemie betrifft. Viel chaotischer und Vertrauen zerstörender kann man eigentlich nicht agieren.

Was sind derzeit die vordergründigsten Dinge, die es zu erledigen gilt?

Wudy: Kassensturz, und damit sind nicht die Finanzen gemeint! Auf dieser Basis dann eine Reorganisation der Kammer und das Erstellen eines Konzepts für die nächsten 5 Jahre! Es gibt viel zu tun, und noch mehr liegt im Argen, obwohl bereits einiges besser geworden ist!

Gibt es Dinge, die Sie ärgern, weil sie nicht umgesetzt werden konnten?

Wudy: Ja, vor allem, dass wir die Impfanmeldung nicht selbst in die Hand genommen haben.

Das Image der Ärzte ist bei Verantwortungsträgern in Politik und Gesundheitsverwaltung nicht unbedingt das beste, anders als in der Bevölkerung. Warum ist das so?

Wudy: Die Antwort ist äußerst komplex und reicht weit in die Vergangenheit zurück. Es hat damit zu tun, dass es niemals eine Basis gab, die auf gegenseitiges Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung beruhte! Das zu ändern wird eine vordringliche Aufgabe der nächsten Kammerführung sein!

Was würden Sie sich von Entscheidungsträgern in Niederösterreichs Politik und Gesundheitsmanagement wünschen?

Wudy: Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Und Vertrauen in unsere Expertise!

(wp/07MAR2022)

Foto: Max Wudy gilt als erfahrener Arzt und Kenner des Gesundheitswesens. Auch wenn er mitunter gern gegen den Strom schwimmt, setzt er auf Besonnenheit, Diplomatie und Wertschätzung im Umgang mit dem Gegenüber. 

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