Von tierischen Primaten und falschen Behauptungen

Der Wahlkampf für die Ärztekammerwahl in Niederösterreich geht ins Finale. Manche Stimme wurde bereits per Briefwahl abgegeben. Andere überlegen noch, wen sie wählen oder ob sie überhaupt wählen sollen. In manchen Foren treibt der Wahlkampf seltsame Blüten. Etwa, wenn Wahlwerber ihren Gegnern Unfairness vorwerfen, selbst aber nicht davor zurückschrecken, Kandidaten anderer Gruppierungen verächtlich mit tierischen Primaten zu vergleichen. Ja, diese in irritierenden Wortmeldungen sogar über Menschen stellen.

Befremdlich

Beleidigende Tiervergleiche sollten weder in einem Wahlprogramm noch in der tagesaktuellen Forendiskussion von Humanmedizinern Platz haben. Denn, was folgt als nächstes? Der Vergleich mit Ratten? Dergleichen kann man entweder geflissentlich ignorieren oder die Urheber – freundlich aber bestimmt – auf deren befremdliches Verhalten gegenüber der Kollegenschaft aufmerksam machen. 

Unerfahrenheit und Unkenntnis mancher Wahlwerber

Ähnlich sollte man vorgehen, wenn in einem Forum falsche Behauptungen und Fragen aufgeworfen werden, die erstaunliche Unkenntnis mancher Wahlwerber offenbaren. Es gilt daher „Kamma besser machen“ – ganz im Sinne des hier abgewandelten Slogans einer Wahlwerber-Gruppe, die in blumigen Bildern verspricht, die Kammer besser machen zu wollen. Dass hier mehr dazu gehört als Protest, Trutz und Quoten, nämlich etwa Wissen, Erfahrung und Überblick, sollte sich beizeiten durchgesprochen haben. Damit es nicht zur Katastrophe kommt, wenn unerfahrene Geister konfus die Geschicke der Ärzteschaft in die Hand nehmen. 

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Fachliche Antwort von Max Wudy an eine Mitbewerberin

In einem Forum etwa soll eine Mitstreiterin von Dr. Martina Hasenhündl (#reload) behauptet haben, dass die „Scheinwerterhöhung bei der FG Chirurgie lediglich 1 Cent pro Schein“ betrug. Zudem sei die „Erhöhung unter dem Verbraucherindexpreises“ (VPI) erfolgt oder es bei der „Neutextierung der Position 627 zu keiner Erhebung“ gekommen.

Hausarzt Dr. Max Wudy, Spitzenkandidat von Hausarzt:konkret und Kurienobmannstellvertreter im Bereich der Niedergelassenen, klärt die falschen Behauptungen der Mitbewerberin in einer Stellungnahme auf.

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Wudy im Wortlaut: 

Sehr geehrte Frau Dr.in Wiltos,

Sie haben in diversen Medien einige Behauptungen aufgestellt, die schlichtweg falsch sind. Da Sie mich zur Stellungnahme aufgefordert haben, hier ist sie.

  1. Sie schrieben, die Scheinwerterhöhung bei der FG Chirurgie betrug lediglich 1 Cent pro Schein. Dies ist falsch. Diese Erhöhung stellt den Laborausgleich für die Reduktion des Honorars bei Laborgemeinschaften dar. Da die FG Chirurgie sehr wenig LG Leistungen verrechnete (1703,11 im Jahre 2019), kann es auch keine große Erhöhung geben.
  2. Sie kritisieren die Erhöhung unter dem VPI. Zur Klarstellung. Für das verhandelte Jahr 2020 betrug der VPI 1,4%. Die FG Chirurgie erhielt insgesamt 3,29% tarifwirksame Erhöhung für das Jahr 2020. Davon wurden 278.248.- bereits als Vorleistung ausbezahlt. Mit der zusätzlichen Nachzahlung ergab dies eine tarifwirksame Erhöhung von 3,29% für Ihre FG. Dazu kam noch eine Einmalzahlung von 0,57%, die ebenfalls zur Auszahlung kam. Der Falldurchschnitt in der FG Chirurgie stieg OHNE Mehrarbeit (lediglich durch Neuberechnung und Nachzahlung) dadurch von 137,81.- auf 145,36.- , ein nicht so schlechtes Ergebnis, dass weit über dem VPI liegt.
  3. Sie kritisieren, dass es bei der Neutextierung der Pos. 627 zu keinen Erhebungen kam. Das Privathonorar beträgt pro Seite zwischen 30 und 60 Euro pro Seite., manchmal auch etwas mehr. Da aus dem Text eindeutig hervorgeht, dass diese Position NUR bei Verdacht auf TVT anzuwenden ist, bleiben sämtliche anderen Untersuchungen zur Gefäßdiagnostik im kassenfreien Raum. Da ich nicht glaube, dass die FÄ in der Regel die ersten Ansprechpartner für eine akute TVT sind, und nur dann ist diese Position zu verrechnen, verstehe ich Ihre Aufregung nicht ganz.

Ich hoffe, mit diesen Ausführungen Ihre Bedenken zerstreut zu haben und verbleibe mit kollegialer Hochachtung

Max Wudy

 

(wp/24MAR2022) – Sagen Sie uns Ihre Meinung unter we_pe@gmx.at

Artikel wird bei Bedarf ergänzt