„Verhandeln statt streiken“

In Niederösterreich haben die Honorarverhandlungen für die niedergelassene Kassenärzte begonnen. Eines ist klar: es gibt viele Probleme in den Ordinationen. Der Frust, der sich seit Monaten – genau genommen, seit Jahren – aufgestaut hat, ist teilweise nicht unerheblich. Der Bürokratismus feiert fröhliche Urständ‘, die Honorare sind mau, die Kosten für Anschaffungen und Personal steigen unaufhaltsam. Der Ärzteschaft werden seitens der Vertragspartner immer mehr Aufgaben übertragen. Leistungen, die zum größten Teil nicht entgolten werden. Die Zusammenarbeit zwischen extra- und intramuralem Bereich ist in manchen Regionen extrem herausfordernd und benötigt dringend Optimierung. Zudem bleibt immer weniger Zeit für die Patienten. Das muss sich möglichst zeitnah ändern, darin ist man sich in der Ärzteschaft einig!

Lösungsorientiert statt verbrannter Erde

Seitens der Ärztekammer setzt man auf lösungsorientierte Verhandlungen mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Das betont Niederösterreichs Ärztekammerpräsident Dr. Harald Schlögel in einem Statement für die Tageszeitung Heute (siehe Artikel). Man wolle gute Ergebnisse erzielen.

Ähnliches gilt für die angestellte Ärzteschaft, obwohl auch hier die Arbeitsbedingungen in einigen Bereichen alles andere als optimal sind. Nicht nur, aber gut sichtbar, wird das anhand der Schließungen ganzer Spitalsabteilungen der Landesgesundheitsagentur (LGA) in den letzten Monaten.

Streik nur, wenn gar nichts mehr geht

All diese Umstände wären eigentlich dazu angetan, einmal „auf den Tisch zu hauen“. Allerdings wolle man im größten Bundesland andere Wege gehen als die Wiener Ärztevertreter, wo man über einen Streik, zumindest seitens des Spitalpersonals, laut nachdenkt. Streik wird in Niederösterreich nur als äußerste Maßnahme erachtet, da dergleichen immer auch zu Lasten der Patienten geht und das gesamte Gesundheitssystem belastet.

Fidler: Chemie stimmt

Zudem betont man auch seitens ÖGK als Verhandlungspartner, man wolle gemeinsam gute Ergebnisse erzielen. Die Chemie zwischen den Verhandlungsteams stimme und man könne gut miteinander reden, so ÖGK-NÖ-Chef Ing. Norbert Fidler. „Wichtig ist, dass die Gesprächsbasis stimmt“, bringt es ein Hausarzt aus dem NÖ-Zentralraum auf den Punkt. Denn die schrillen Töne, die unmittelbar nach der Wahl in der Kurie der Niedergelassenen bis zum Wechsel im März 2023 angeschlagen wurden, stellten die NÖ-Ärzteschaft in kein gutes Licht.

Wudy nach Bandscheiben-OP vertreten von Stippler

Dr. Max Wudy, Chefverhandler seitens der Kurie der Niedergelassenen und der Fraktion „Hausarzt konkret“ ist derzeit aufgrund einer schweren Bandscheiben-Operation einige Zeit außer Gefecht. Für ihn springt aktuell Dr. Andreas Stippler, niedergelassener Orthopäde in Krems und die Allgemeinmedizinerin Dr. Dagmar Fedra-Machacek Perchtoldsdorf (beide Liste Ärzteverband NÖ) ein. Wudy wird sich im Laufe der Verhandlungen, soweit es seine Gesundheit zulässt, wieder in die Gespräche einklinken.

Vor Mitte Juni ist nicht mit validen Verhandlungsergebnissen zu rechnen.

(wp/28MAI2023)

Link zu Artikel in „Heute“:

https://www.heute.at/s/noe-aerzte-gegen-streik-nicht-auf-ruecken-der-patienten-100272552