Statt versprochener Transparenz zweitklassige Ausreden?

Aggressiv waren die Forderungen, vollmundig die Versprechen derjenigen, die die „Kammer besser machen“ wollten. Verdiente Kammerfunktionäre, die sich jahrelang mit Umsicht und Feingefühl für die Ärzteschaft eingesetzt hatten, wurden abfällig als Silberrücken verunglimpft. Man wollte sie von der Spitze wegbekommen. Sie standen jenen, die sich als Reformer gerierten und unverhohlen nach Macht und Einfluss strebten, im Weg.

Forderungen waren vorgeschoben

Nun sitzen diejenigen, die lauthals nach Transparenz geschrien haben, selbst an maßgeblichen Stellen in der NÖ-Ärztekammer. Dabei stellt sich heraus, dass in der Vergangenheit aggressiv vorgetragene Postulate bestenfalls Mittel zum Zweck waren. Waren sie vorgeschoben, um die Wählerschaft zu mobilisieren und nur plumpen Stimmenfang zu betreiben?

Verschleierte Planlosigkeit

Transparenz ist das, was man im aktuellen Alltag der neuen NÖ-Ärztekammer am wenigsten vorfindet. Zumindest hört man diese Klage aus zahlreichen Ordinationen des niedergelassenen Bereichs. Stattdessen winde man sich seitens der neuen Verantwortungsträger und führe allerlei Argumente an, um Transparenz zu vermeiden. Bei manchen Beobachtern entsteht der Eindruck, dass die Kurienführung gar nicht ernsthaft arbeite oder etwas planlos in den Herbst gehe.

Große Töne vor der Wahl – schweigsam nach der Wahl

„Dabei wäre gerade jetzt ein strukturiertes Vorgehen unter breiter Einbindung der Ärzteschaft nötig!“, erklärt Hausärztin Dr. Karoline Tauchmann. Immerhin stünden nicht nur die Honorarverhandlungen an. Vor einigen Monaten formulierte die heutige Kurienobfrau treffsicher und selbstbewusst: „Wir brauchen basisnahe, transparente, breit abgestimmte Honorarverhandlungen und nicht solche, die hinter verschlossenen Türen stattfinden; das ist der Wunsch aller Niedergelassenen, dem muss die neue Kammervertretung nachkommen!“ – „Nur zu, geschätzte Kollegenschaft der neuen Kurienspitze“, adressiert Tauchmann die Genannten, „setzen Sie Ihre Forderungen aus dem Wahlkampf in die Tat um!“

Die Niedergelassenen warten auf Transparenz, Service und Einbindung! Ist das so schwer?„, hieß es noch vor wenigen Monaten in Wortmeldungen seitens jener Fraktion, die heute die Kurie anführt und die sich damals noch in Opposition befand. „Jetzt, wo man Verantwortung trägt, dürfte die Sache etwas anders aussehen, als erwartet?“, wundert sich Tauchmann.

Enttäuschung über mangelnde Informationspolitik der Kurienführung

Die Niedergelassenen, so hört man es immer wieder, wollen zumindest über Pläne, Aktuelles und die anstehenden Honorarverhandlungen regelmäßig informiert werden! Viele sind enttäuscht von der mangelnden Informationspolitik der neuen Kurienführung. Man erachtet es als zweitklassige Ausrede, wenn etwa in einem Newsletter eines gern als Scharfmacher auftretenden Plattform-Verantwortlichen „um Verständnis“ gebeten wird, dass „aus verhandlungstaktischen Gründen nichts öffentlich“ gemacht werden kann. Das klingt für viele wie Hohn!

Ärzteschaft will auf dem Laufenden gehalten werden!

Will man der Ärzteschaft plötzlich den notwendigen und vor der Wahl vehement geforderten Einblick in die Arbeit von Kammer und Kurie verwehren? Wobei es nicht darum geht, Strategie und Taktik gegenüber Verhandlungspartnern offen zu legen sondern einfach darum, Ziele zu formulieren. Gerade in diesen bewegten Zeiten wollen Ärztinnen und Ärzte wissen, worauf sie sich einstellen können, sollen oder müssen.

Fürchtet die Kurienführung, an der Umsetzung ihrer Ziele gemessen zu werden, und veröffentlicht diese vorsorglich nicht?

Faksimile/Foto unten: So „richtig ins Zeug legen“ wollte sich die Fraktion der neuen, heutigen Kurienobfrau der Niedergelassenen vor der Wahl. Man wollte „für klare Verhandlungszielen, nachvollziehbaren Entscheidungsabläufen„, eine Kammer, die „die Mitglieder einbindet und besser informiert“ (…), „anstatt im Hinterzimmer zu mauscheln„. Nach der Wahl sieht die Sache etwas differenzierter aus.

(wp/31AUG2022)

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