„Intra- und extramurale Nahtstellen statt Schnittstellen“

Internistin und Hausärztin Karoline Tauchmann setzt sich für strukturierte Kommunikation und effiziente Kooperation zwischen niedergelassenen und angestellten Ärzten ein. Sie regt Gespräche zwischen Ärztekammer und Landesgesundheitsagentur an, um die Arbeit der Ärzteschaft zum Wohle der Patienten zu optimieren.

„Die Arbeit zwischen Hausärzten und Spitälern ist manchmal mühsam, da Kommunikation und Kooperation nicht klappen“, hört man auf beiden Seiten, also Ärzte im niedergelassenen als auch im angestellten Bereich klagen.

Arzt: „Kann Befunden nicht hinterher telefonieren!“

„Einen Patienten, der ohne Befund aus dem Spital entlassen wird und auch mir nichts zugestellt wird, ersuche ich höflich, sich diesen aus dem Krankenhaus zu organisieren“, erklärt ein Arzt aus dem NÖ-Zentralraum sein Vorgehen in derartigen Fällen. „Der Patient wird seinen Ärger natürlich in der Klinik deponieren. Vielleicht hilft es?“ Er könne nicht jedem Befund hinterher telefonieren. Das würde unnötige Zeit kosten, die für wichtigere Arbeit an den Patienten fehlt.

Unnötiger Spießrutenlauf

„Ein Patient kam zu mir mit einem Entlassungsbrief auf dem 42 Medikamente angeführt waren und sonst nichts“ erzählt ein Mediziner südlich von Wien. „Was soll ich damit anfangen?“ Zudem seien im Spital verschriebene Medikamente manchmal sogar noch chefärztlich zu genehmigen. „Das wird für einen Patienten, dem rasch und niederschwellig geholfen werden soll, mitunter zum Spießrutenlauf.“ Außerdem erschwere dies den Ordinationsalltag erheblich.“

Risiko für Patienten und Ärzteschaft

Eine junge Ärztin aus dem Osten Niederösterreichs berichtet über ihre unterschiedliche Erfahrung mit Kliniken: „Manche Spitalsabteilungen stellen justament und ohne Begründung die hausärztliche Medikation jedes Patienten um und kommunizieren das nicht einmal“, ärgert sie sich. Allerdings: „Das ist nicht überall so. Mit vielen Spitälern oder selbst mit anderen Abteilungen desselben Spitals funktioniert die Kommunikation einwandfrei“. Das müsse nicht sein und bringe auch unnötige Risken für alle Beteiligten. „Einheitliche, lösungsorientierte sowie kollegiale Kommunikation würde vieles erleichtern!“

Kommunikationswege optimieren

Eigentlich gebe es funktionierende Kommunikationskanäle, sie werden aber nicht einheitlich und konsequent genutzt, erzählen leidgeplagte Ärzte in Niederösterreich. Auch Spitalsärzte beschweren sich immer wieder über unzureichende Zuweisungen oder unfreundliche Kommunikation mit niedergelassenen Medizinern.

Tauchmann: „Miteinander statt Gegeneinander!“

Hier gehöre endlich nachhaltig angesetzt, fordert Hausärztin Karoline Tauchmann aus Weitra, denn „wir brauchen Nahtstellen statt Schnittstellen – und zwar sowohl intra- als auch extramural zwischen angestellten und niedergelassenen Ärzten!“

Tauchmann kennt sowohl die Seite der Niedergelassenen als auch jene der Spitalsärzte sehr gut. Blickt die ausgebildete Internistin doch auf viele Jahre als angestellte Klinikärztin zurück. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Zusammenarbeit von Spitalsärzten und Niedergelassenen von einem konstruktiven, strukturierten Miteinander statt einem Gegeneinander geprägt werde.

Mit ihrer Kandidatur für „Hausarzt:konkret“ bei der Ärztekammerwahl will Tauchmann zukünftig für Verbesserungen im Arbeitsalltag der Ärzteschaft beitragen.

(wp/06MÄRZ2022)

Sagen Sie uns Ihre Meinung unter we_pe@gmx.at