Frau Kurienobfrau! Walten Sie bitte Ihres Amtes!

„Wir brauchen endlich eine Kurienversammlung! Es stehen wichtige Probleme an!“, fordert die niedergelassene Ärzteschaft in Niederösterreich. Und zwar fraktionsübergreifend in der Ärztekammmer (siehe auch hier). Hausärztin Dr. Karoline Tauchmann bat als Kammerrätin am 18. Jänner nochmalig Kurienobfrau Dr. Martina Hasenhündl in einem höflichen Brief, endlich eine Kurienversammlung einzuberufen. Da keine Reaktion seitens der Kurienobfrau erfolgte, macht sie ihr Schreiben nun öffentlich. „Es muss endlich etwas weitergehen!“, so Tauchmann, die ihre Ordination im Waldviertel betreibt. 

Gewählt, um zu arbeiten

Das Schreiben wurde der Kurienobfrau über den üblichen Dienstweg, über das Kammeramt, übermittelt. Weitere Ärzte, sowohl von Hausarzt:konkret, als auch von anderen Ärztevereinen kontaktierten die Kurienspitze auf unterschiedlichen Wegen. Ohne jegliche Reaktion der Amtsträgerin. „Das ist sehr bedauerlich, da wir von der Kollegenschaft gewählt wurden, um zu arbeiten und gerade in diesen schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen haben“, so Tauchmann. Von der Bildfläche zu verschwinden, gehe gar nicht.

„Wir brauchen den Diskurs!“

Die Kurienobfrau, die für die Einberufung der Sitzung kraft ihres Amtes zuständig ist, verweigert aus unbekannten Gründen seit einiger Zeit den offenen Diskurs im Rahmen einer sonst üblichen Kurienversammlung. Stattdessen setzt sie auf sogenannte Umlaufbeschlüsse via Mail, ohne Diskussion und ohne persönliche Präsenz. Eine andere Spielart ist, die Delegierten kurzfristig zu ungewöhnlichen Terminen außerhalb des „Kammertages“ (Mittwoch) einzuladen, wo von vornherein zu erwarten ist, dass die Kurienversammlung nicht beschlussfähig sein würde.

Befremdlich

„Was bezweckt die Kurienobfrau mit ihrem befremdlichen Verhalten?“ fragen sich Tauchmann und viele in der Ärzteschaft. Auch andere Institutionen aus dem Gesundheitsbereich und der Politik sind auf die Vorgänge in der Ärztekammer aufmerksam geworden. „Das Amt der Kurienführung ist sehr herausfordernd. Es sind viel Wissen, diplomatisches Geschick, Verhandlungsstärke und Zeit notwendig. Es wäre keine Schande zu sagen, man schaffe das nicht und trete einen Schritt zur Seite“, so ein Insider verständnisvoll. „Wenn selbst Päpste solche Schritte setzen, sollte das auch für andere Verantwortungsträger kein Problem sein“, so der Nachsatz. (wp/20JAN2023)

OFFENER BRIEF

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin Dr. Hasenhündl! Geschätzte Martina!

Ich möchte Dich hiermit höflich ersuchen, mir und natürlich auch den anderen Kurienmitgliedern den Termin für die nächste Kurienversammlung umgehend bekannt zu geben!

Da bei der letzten Kurienversammlung aufgrund der zu geringen Anzahl an anwesenden Kurienmitgliedern keine Beschlussfähigkeit gegeben war, gehe ich davon aus, dass die äußerst kurzfristige Einberufung der Sitzung für viele von uns eine nicht lösbare Herausforderung war. Dies noch dazu an einem außertourlichen Tag als den gewohnten „Kammertag“.

Aus meiner persönlichen Sicht möchte ich folgendes festhalten: um meine Arbeitszeit für meine PatientInnen, meine Familie, die Ärztekammer usw. gut einteilen zu können, bedarf es eines guten Terminmanagements: Einerseits führe ich eine Ordination wie wir alle, andererseits kann das Landeskrankenhaus Gmünd auf der Internen Abteilung den Dienstbetrieb ohne externe Hilfe nicht mehr aufrecht erhalten. Daher helfe ich dort für einige Monate stundenweise aus.

Außerdem habe ich eine Tochter, die noch in einem Alter ist, in der sie beaufsichtigt werden muss.

Wenn Du die Kurienversammlung wieder außerhalb des üblichen Kammertags festlegst, wäre es nur fair und kollegial, mit der Bekanntgabe des Termins nicht bis zuletzt zu warten.

Ich sowie auch wahrscheinlich andere KollegInnen müssen uns um eine Vertretung für die Ordinationen bemühen, dies zu organisieren bedarf einer gewissen Vorlaufzeit. Außerdem könnte ich dem Landesklinikum keine fixen Termine zusagen, solange das Datum für die Kurienversammlung nicht feststeht. Und wie bereits erwähnt, gilt es auch, mich rechtzeitig um die Kinderbetreuung zu kümmern.

Zudem ist festzuhalten, dass uns allen aus der erörterten Problematik, nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden zugefügt wird, sondern was noch viel schwerwiegender ist: die Versorgung unserer PatientInnen leidet darunter.

Mit kollegialen Grüßen,
Karoline Tauchmann

Siehe auch: Chaos in der Kurie – Diskussion unerwünscht?